Montag, 30. August 2010

Zelten - wer wir?

Geschichten übers Zelten gehen meist so:

Bekannter: Ich fahr am Wochenende Zelten!
ich: toll.
Bekannter: ich fahre mit dem Fahrrad/Kanu/Paddelboot/ich wandere.
ich: oh.
...
ich: aber ... wie geht das denn, mit dem Zelt und so?
Bekannter (stolz): Ich habe ein ganz kleines Zelt, das ist aus atmungsaktivem doppelbeschichtetem semipermeablem Polyester-Nylon hergestellt, wiegt nur 2 Kilo. Ist ja auch nur 40 cm hoch, ganz neues Modell. Und mein Schlafsack, der ist für unter -5 Grad, passt aber locker in meine Hosentasche. Statt nem Handtuch hab ich einen Mikrofaser-Waschlappen, der saugt bis zu 3 Liter Wasser auf!
ich: oh, ähm, und was, wenn es regnet, das ist doch ...
Bekannter: Meine Isomatte ist gleichzeitig ein Regenhut. Und ich habe Überhosen mit Lotuseffekt, da perlt alles ab.
ich: so richtig gemütlich klingt das aber n--
Bekannter (redet sich in Rage): Ein bisschen Komfort bleibt natürlich auf der Strecke, aber beim Zelten muss man halt flexibel sein. Dafür ist man eins mit der Natur, Mutter Natur in ihrer ganzen Macht! Für Stadtkinder und Weicheier ist das nichts, das ist schon klar, man muss auch mal mit weniger auskommen...
ich (denke): Nie fahr ich jemals Zelten!

Ein Zelt mit Skylights? Aber klaaar...
Aber dann... dann sind wir doch Zelten gefahren. Auf unsere Art. Mit einem Auto, Kofferraum voll mit allem, was man so gebrauchen kann.
Großes Zelt. Man kann drin stehen!
Dreimal so viele Handtücher wie man braucht. Eins für den See, eins zum Drauflegen, eins für morgens und eins zum Zeltabwischen, falls es nass wird.
1 Buch und eins als Backup.
4 Taschenlampen, weil wir immer wieder welche verbummeln.
Einen Koffer. Ja, einen KOFFER!
Gemütliche Faltstühle. Was zu essen. Bier und Wein. Geld, um abends ins Restaurant zu gehen (bis hier her höre ich das entsetzten Stöhnen der Hardcore-Zelter!).
Vier Paar Schuhe. Ne dicke fette gemütliche Luftmatratze. Eine elektronische Pumpe für die Luftmatratze, die man an den Zigarettenanzünder anschließt. In your face supercamper!!

Müssen wir uns deswegen blöde Sprüche anhören? Jedes Mal!

Aber das sind wir halt - Zelter light!

Cactusgazer wird von einer Mücke gestochen

... direkt unterm Auge!

Wie es aussieht:



















Wie es sich anfühlt:

Sonntag, 29. August 2010

Zeltplatz-Test: Kiessee bei Bestensee

Das Zelt wurde keine 50cm vom Ufer geparkt
Bewertung: 5 von 10 Sternen

Die Zelter - ach was red ich! Die Dauercamper auf dem Zeltplatz am Kiessee in Bestensee waren eine eingespielte Gemeinde - man grüßte sich und schwatzte ein wenig, jeder kannte jeden und von früh bis spät war der Imbiss mit Bier-Liebhabern besetzt.

Wir wurden binnen von Minuten als Städter und Komfortzelter erkannt und von allen Seiten zugegeben liebevoll gefoppt.

Der Kiessee ist etwas groesser als ein Teich
Der See ist klein und reicht grad mal für einen kurzen Schwimmausflug. Der Zeltplatz geht einmal komplett rum - allein für Zelte ist nur eine kleine Wiese vorgesehen. Die Wohnwagen dagegen waren mit Gartenzaun, Gartenzwerg und allem drum und dran ausgestattet.

Die Toiletten und Duschen waren nicht übermäßig sauber, aber noch OK, die Preise doch recht ordentlich.

Im nahegelegenen Ort Bestensee gibt es ein paar Supermärkte und einige wenige Restaurants.

Sanitaerhaus von aussen
Top:

Unser Zelt stand direkt am See - mit super Ausblick und Weinkühlung direkt vor der Tür.
Imbiss vor Ort, offen von 10 bis 22 Uhr. Die nach den letzten Erfahrungen eingepackten Chipse konnten also erstmal im Koffer bleiben.
Wir bekamen einen Schlüssel fürs Tor, so konnten wir kommen und gehen, wie wir wollten.

Die Toiletten - sauber, aber ohne Klopapier
Flop:

Kein Klopapier auf dem Klo. Na klaaar hat man selbst als Light-Zelter immer ne Rolle dabei - aber wer denkt denn jedes Mal daran?
Rezeption ist 2 Stunden pro Tag besetzt. Und selbst in der Zeit ist oft keiner da. So wird der Check-in zur Geduldsprobe.

Caching:

First Germany!
Na jut, so aufregend war der denn am Ende auch nicht, aber ist schon ein gutes Gefühl, den allerersten geloggt zu haben! Ansonsten eher wenig los in der Gegend.

Der Imbiss mit Ausschank bis 22 Uhr offen
Fazit:

Eher was für Dauercamper ohne Komfortanspruch, die nicht auf den abendlichen Kneipenbesuch verzichten mögen.

Link: http://www.camping-bestensee.de/kiessee.html

Sonntag, 22. August 2010

Das erste Zelt: Outwell Arizona L – Ein gut durchdachter Glücksgriff!

Recherche zahlt sich aus. Nach einem Wochenende in von cactusgazer's Schwester geliehenem Mini-Zweimannzelt (O-Ton: "Passen auch 3 rein, aber dann muss man sich schon sehr mögen." 3 anorektische Liliputaner vielleicht...) mussten wir feststellen, dass wir in unseren 30ern doch ein wenig mehr Anspruch haben.

Outwell Arizona L, inklusive
Skylights; hier kann man stehen!

Sich auf den Knien herumrutschend oder auf dem Rücken liegend umzuziehen, ist nicht unser Ding, Stauraum gibt es auch keinen und bei Regen tut nach 4 Stunden auf-dem-Bauch-liegen das Kreuz weh. Außerdem passte unsere doppelbettgroße Luxus-Luftmatratze nur gaaanz knapp rein.

Also erstmal im Internet recherchieren, was es da so gibt. In diesen Zeiten musste es doch ein Zelt geben, dass perfekt auf die Bedürfnisse einzelner Camper abgestimmt ist.
Vier verschiedene Hersteller hatten wir erörtert,
vier verschiedene Zelte, aber das Arizona L klang am verlockendsten:

  • Einfaches Kuppelzelt, also einfach in Auf- und Abbau
  • Hoch genug, um drin zu stehen (und sich gemütlich umzuziehen - sogar gleichzeitig!)
  • Reichlich Vorzeltraum, um Duffle-Bags, Köfferchen und was man sonst noch so braucht abzustellen
  • Kleine Stellflaeche, nicht zu pompös
  • Easy access: Die ganze Front lässt sich aufklappen, und es gibt eine praktische "kleine" Seitentür
    Am Mittwoch bestellt, am Donnerstag (im Büro ; ) ) erhalten, um am Freitag einsatzbereit zu sein.
    Outwell Arizona L von hinten, Belueftungsfenster
    Und dann regnet's...

    Zwei Wochenenden lang...

    Am dritten Wochenende musste es dann einfach klappen. Um 6 Uhr aus Berlin nach Norden, Richtung Lychen. Kurz bevor es dunkel wurde, kamen wir in Lychen an, beim Naturcamping am Wurlsee.

    Der Aufbau des Zeltes im Halb- und später Ganzdunkeln klappte ganz hervorragend. Man breitet das Zelt aus, führt die drei Stangen (zwei diagonal, eine quer) ein und spannt es schließlich nach oben, indem man die Stangenenden in die in den Zeltplanenecken vorgesehen Metallstifte steckt. Da ist man in einer halben Stunde dabei.

    So haben wir es natürlich nicht gemacht. Die 2cm x 2cm große Anleitung, ein Beipack-Anhänger, war im Taschenlampenlicht etwas mühsam. Außerdem kriegen wir das doch wohl auch so hin! (Wie viele DIY-Disaster fangen wohl mit genau diesen Worten an??) Wir installierten die erste Stange inklusive der finalen Metallstifte, kein Problem. Die zweite Stange durch die schon straff gespannten Schlaufen des bereits hochgestemmten 3D-Konstrukts zu ziehen, war schon eine Herausforderung. Und die dritte - ach was solls, es hat geklappt. Empfehlenswert ist das allerdings nicht: dabei leiden sicher die Stoffführungen, daher probieren wir es das nächste Mal laut Lehrbuch: alles am Boden vorbereiten und final nach oben aufziehen/-stecken.

    Outwell Arizona L, superpraktische Seitentür





    Das Innenzelt einzuhängen ist eine Sache von ein paar Minuten.

    Fertig.

    Bier auf.

    Stolz sein.

    Zeltplatz-Test: Wurlsee

    Motorboot-lose Abendidylle am Wurlsee - schoene Location
    Bewertung: 6 von 10 Sternen

    Da bucht man nichtsahnend einen gemuetlichen Platz, wo wenig los ist. Aber wir haben die Morgenaktivitaet der Nachbarzelter unterschaetzt.

    Insbesondere gegenueber, da wollte eine Frau nur mal nach dem "Wohni" sehen, aber von 7 bis 11 Uhr morgens tauchten alzeit Pseudo-Bekannte auf, die ueber 50 Quadratmeter immer dieselbe Nachricht austauschten "Haaaaalloooohooo. Neeeiiin, mein Mann isst auf Dienstreeiiiiise. Ich seh hier nur nach dem Reeeechten." "Ooohooo, dann muss ich Dir aber noch erzaeeeeehlen, wie das war, als neulich der BlaaaaaaBluuuuuubb geblaaaabluuuuubt hat".
    Sloperspooter - nicht begeistert vom 8-Uhr-Morgenweckruf im Urlaub
    Netter Weckruf, wenn man morgens um 10 auf der Matte stehen moechte; doof, wenn man noch ein bisschen verkatert ist. Vor allem, da die exzellente Belueftung unseres Outwell-Zeltes auch ein gemuetliches Aufwachen ueber einen heissen Vormittag ermoeglicht. Theoretisch!
    Tja.
    "Wohni" So ein Scheiss.

    Saubere Sanitaerhaeuschen am Wurlsee
    Wie dem auch sei, der Zeltplatz ist in Ordnung, aber man kann auch Pech haben mir lautstarken Dauercampern.

    Die sanitaeren Einrichtungen sind supersauber. Wenn man Spaetaufstaeher ist, hat man auch hier, obwohl das ein recht stark frequentierter Platz ist, Hoffnung auf eine private Klo- und Duschsession.

    Gut gepflegte Sanitaerhaeuschen (zwei an der Zahl) am Wurlsee
    Top:

    Lychen ist gleich um die Ecke - abends kann man hier in zwei, drei Locations ein gemuetliches Bierchen trinken oder ein leckeres Abendessen einnehmen. Wer wirklich spaet dran ist, und das ist ein Geheimtipp, der wandere einfach in die Lychener Innenstadt, da gibt's in einer Nebenstrasse nicht weit vom Ortskern eine Bar-Restaurant-Kombination (Name faellt uns gerade nicht ein, aber jeder Anwohnige weiss Bescheid), wo man bis Open-End Drinks, und vor allem auch vernueftiges Essen bekommt.

    Der See ist glasklar und für Motorboote gesperrt.

    Flop:

    Die Nachbarn.

    Kein Fahrrad/Bootsverleih - wir haben nicht mal in Lychen ein Fahrrad auftreiben können, und das war Mitt-Samstag in der Hochsaison.

    Inselhopper - Einer der schoensten Multis bisher
    Caching:

    Ganz gut - in Lychen sind ein paar ganz nette Caches, und auch die Umgebung gibt einiges her. Vor allem der Paddelcache auf dem Lychener See ("Inselhopper") ist zu empfehlen!


    Fazit:

    Schöner Durchschnittscampingplatz, und ein herrlicher See.

    Sonntag, 8. August 2010

    Zeltplatz-Test: Campingpark Zuruf bei Plau am See

    "Wollen wir nicht mal campen?"

    So fing das an.

    Klar, warum nicht, mitten im Sommer an die frische Lust, bei Mutter Natur, ein Rund-um-die-Uhr-Badesee (mit eingebautem Wein-Kuehlschrank), gleich um die Ecke ein lokales Spezialitaeten-Restaurant mit Open-End-Kneipe, und das ganze weit weg vom Alltag. Tolle Sache!ELF

    Idyllisches Plau am See, zwischen Berlin und Rostock
    An der Mecklenburger Seenplatte sind wir als Berlin-Rostock-Pendler schon oefter vorbeigefahren. Also warum nicht einfach mal ein Wochenende in Plau verbringen, genauer - Plau am See. Sehr vielversprechender Name. Schnell mal potentielle Geocaches in der Gegend geprueft, PocketQuery gespeichert und ein kleines Zweimannzelt geliehen, und frueh am Freitag los.

    Ein bisschen Abseits von Plau am See liegt der Campingpark Zuruf
    Gefunden haben wir Zuruf schnell, beim Anweg hat man etwas das Gefuehl, durch Zone-30-Nachbarschaften zu fahren, aber am Ende landet man doch an einem idyllischen Fleck direkt am See. Die Anmeldung, ueberhaupt die ganze Administration, ist schnell und unkompliziert. Das wissen auch die anderen Camper, und so bilden sich gerne Anfrage-Schlagen vor dem Buero, wo man sich gerne und gemuetlich Zeit nimmt, jedem Wunsch gerecht zu werden. Eigentlich ne tolle Sache, eine Geduldsprobe fuer "Ich will nur schnell abrechnen/zahlen und raus hier."

    Duschmarken muss man vorab kaufen und bei Ankunft nach 22 Uhr auf dem externen Parkplatz parken.
    Klar, ein paar Regeln muss es geben.

    Campingpark Zuruf - Viele Dauercamper; die Zelter sind links unten
    Wir erhielten einen Zeltplatz am Waldrand (auf der Karte in der suedwestlichen Spitze, nah beim Bootsverleih), neben den Profi-Campern, die eine Zelt/Wagenburg aus vier Grossfamiliendomizilen aufgebaut hatten. Ganz tolle Sache, wenn man vergass, dass sich Haeringe am besten mit einem Gummihammer einschlagen lassen, nicht so toll, wenn man Langschlaefer ist.

    An dem Freitagabend unserer Ankunft gabs dann auch noch eine Live-Show (bis 10. Open-End-Barlife ade), ein altbackenes Comedy-Team aus Berlin, aber dieses Happing oeffnete uns doch die Augen, was das vielversprechende Imbissrestaurant tatsaechlich zu bieten hatte: Bratwurst und Soljanka (Spezialitaeten-Restaurant ade).
    Damals waren wir enttaeuscht, nach der Anfahrt und dem Aufbau auf eine ordentliche Portion Fleisch plus Saettigungsbeilage hoffend, aber an sich war das ein nettes, solides Abendsnackessen.

    Wir ahnten nicht, dass die meisten Camper, Dauerselbstverpfleger sind. - Das sollte uns am naechsten Morgen, etwas verkatert durch die obligatorische Flasche Wein am See, eine Lehre sein (Belegte Fruestuecksbroetchen "Ich nehm' bitte das mit Pute, Salat, Creme Fraiche und Parmesan-Flocken" ade).
    Mit Mueh und Not ergattertern wir ein paar Semmeln und etwas Gouda.

    Ganz toll ist der Bootsverleih gleich um die Ecke.
    Ganz grosser Mist ist die Fehleinschaetzung, dass man mit einem Paddelboot den Plauer See muehelos ueberqueren kann. Er ist dann doch gross genug, dass man fuer solche Projekte wegen Wind und Wellen doch lieber zu motorisierten Fortbewegungsmitteln greift. So reduzierte sich unser Samstags-Caching-Plan (gepaddelplante 10 km) von 6 auf 1 (gefuehlte 299 km).

    Zweimannzelt vs. Auto. Wo ist mehr Platz?
    Top:

    Super-sauber. Professionelle, stets erreichbare Administration. Fahrradverleih direkt vor Ort (das war wirklich klasse)! Bootsverleih um die Ecke. Nach 10 Uhr einen eigenen persoenlichen Seezugang zu haben (die meisten Camper liegen dann schon in der Koje).

    Flop:

    Keine Gastronomie in Fussreichweite (mit dem Fahrrad nach Plau ist da eine gute Idee).

    Caching:

    Ein Dutzend Objekte sind in Fahrradreichweite; mit dem Boot ist es verdaaamt muehseelig. Wir haben nur Plauer See - Ein Zufluss 2 geschafft, etwas mager, aber es war es wert, mit dem Paddelboot romantisch durch das Schilf zu treiben.


    Fazit:

    Wuerden wir jederzeit wieder machen, aber den See das naechste Mal nicht unterschaetzen. Der Campingplatz ist top, ab und zu gibts ein paar Happenings, der See ist nah und romantisch.

    Link: Campingpark Zuruf